Wer wünscht sich nicht, unbeschwert und mit aufrechter Körperhaltung durch den Alltag zu gehen. Die Realität aber sieht sehr häufig anders aus. Viele Menschen laufen eher gebückt, ein wenig schief sogar. Fehlhaltungen des Körpers haben sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu einer Art „Volkskrankheit“ entwickelt. Die Folge sind Schmerzen und Verspannungen, tief empfundene Unzufriedenheit. Kann Rolfing, übrigens ein markenrechtlich geschützter Begriff, da vielleicht helfen? Wir klären auf.
Das ist Rolfing
In den 1950er-Jahren entwickelte die amerikanische Biochemikerin Doktor Ida Rolf das nach ihr benannte Rolfing. Bis heute hat es sich weiterentwickelt. Es handelt sich dabei um eine gezielte manuelle Behandlung der Faszien. Verbunden wird die Behandlung mit einer Schulung des Betroffenen, damit er seinen eigene Körper intensiver wahrnimmt. Mit Rolfing sollen durch eine optimierte Haltung und bewusstere Bewegungsmuster Schmerzen und Verspannungen gelöst sowie Fehlhaltungen gelöst werden.
Ziel des Rolfings ist es:
• Den Körper aufzurichten und dadurch zu einer gesunden Körperhaltung zu gelangen.
• Eine bessere Beweglichkeit und dadurch eine freiere Atmung zu ermöglichen.
• Schmerzen und Verspannungen sowie Fehlhaltungen zu lindern beziehungsweise zu korrigieren.
• Die Wirbelsäule und die Gelenke von Belastungen zu befreien.
• Eine feinere Körperwahrnehmung zu erreichen.
• Das Selbstvertrauen zu stärken.
In mehreren Sitzungen werden dabei manuell und systematisch die Faszien gelöst, was unter anderem zu einer tiefen Entspannung sowie zu einer besseren Funktionalität des gesamten Körpers führt.
Faszien – oft Ursache vieler Beschwerden
Was sind eigentlich Faszien? Das sind elastische Strukturen des Bindegewebes. Als netzartiges, nahezu reißfestes Gewebe umschließen sie Muskeln, Knochen, Sehnen und Organe. Nur wenige Millimeter dünn helfen Sie im Körper doch, Haltung und Stabilität zu bewahren und auch die Arbeit der Muskeln zu unterstützen. Unsere heutige Lebensweise, die oft von Stress, Bewegungsmangel und Überlastung geprägt ist, führt dazu, dass Faszien verkleben, verhärten oder sich verdrehen können. Dadurch kann es zu Schmerzen im Rücken, den Schultern oder im Nacken kommen.
So wird Rolfing angewendet
Während der Behandlung übt der Therapeut mit einfühlsamen Berührungen und gleichzeitig kraftvollen Bewegungen Einfluss auf die Faszien aus. Verspannungen sollen so gelöst und die Körperstruktur harmonisiert werden. Verkürzungen im Fasziennetz sollen sich gleichzeitig normalisieren. Bei den oberen Strukturen angefangen bis in die tiefen Schichten hinein wird das Fasziennetz dabei so bearbeitet, dass sich die einzelnen Kollagenfasern lösen, entspannen und in den Normalzustand ausrichten. Patienten berichten von einer sehr wohltuenden Wirkung dieser Berührungen und davon, dass sie die Auflösung von Verspannungen sehr schnell empfunden haben.
Ein erfahrener Rolfing-Therapeut wird sich dabei auch die Körperstruktur der Patienten genau anschauen. Ihre Ausbildung ermöglicht es ihnen, die individuellen Haltungsmuster zu erkennen und dadurch Fehlhaltungen aufzudecken. Beim Rolfing muss der Klient „mitarbeiten“! Ist das Bindegewebe nach dem Rolfing wieder geschmeidig, führt der Patient anschließend einige einfache Bewegungsabläufe aus. Der Therapeut unterstützt ihn dabei, den eigenen Körper in den Idealzustand aufzurichten.
Dabei merkt sich der Körper die entsprechende Bewegung und das Gefühl des „Soll- Zustandes“ und wird sie später selbsttätig und ganz automatisch beibehalten. Wichtig ist, dass der Patient den Unterschied zwischen seinen gewohnten Bewegungsabläufen und den „richtigen“ versteht und erfährt, damit er sie später im Alltag zu seinem Wohlbefinden umsetzen kann.
Wie viele Rolfing-Sitzungen sind nötig?
Um eine dauerhafte positive Veränderung des körperlichen und seelischen Allgemeinbefindens zu erreichen, werden 10 Rolfing Sitzungen empfohlen. Dabei baut jede Sitzung auf den Erfolgen der vorhergegangenen auf. In der Regel erweist sich Rolfing als äußert nachhaltige Therapie. Deshalb sind Wiederholungen der gesamten Sitzungsanzahl eher selten. Viele Patienten berichten jedoch davon, dass ihnen drei bis vier Rolfing-Sitzungen zwischendurch immer wieder sehr gut tun.